Die Ausstellung

11. Juli bis 29. August 2010 – Kulturhaus Mestlin

Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag, 11.00-17.00 Uhr
Eintritt frei *

„Ich könnte stundenlang zuschauen, wie Mähdrescher das Getreide in sich aufnehmen und sich die Landschaft und ihre gelb-tonigen Farben ändern“, schrieb 1979 der in Bad Frankenhausen geborene Maler Werner Haselhuhn. Er gehört zu den 23 Künstlern, deren Werke ab 17. Juli 2010 in einer Ausstellung des Kunstarchivs Beeskow im Kulturhaus Mestlin zu sehen sind. Jedes dieser Kunstwerke hat seine Geschichte, in der sich verschiedene Bedeutungsschichten überlagern: das Leben des Künstlers, die Entwicklungen auf den Dörfern seit 1945, die Bestimmung des Bildes nach seiner Fertigstellung und seine Nutzung bis in die Gegenwart. Die Ausstellung präsentiert die Kunstwerke und ihre Geschichten, sie ermöglicht Kunstbetrachtungen vor dem Hintergrund der Agrargeschichte in der DDR. Im September 1945 wurden auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone sämtliche Großgrundbesitzer mit über 100 Hektar Land, aber auch Eigentümer kleinerer Ländereien entschädigungslos enteignet und ein Teil der Agrarflächen an Landarbeiter, Kleinbauern und Neusiedler verteilt. Seither hatten zwei Künstlergenerationen die Beziehungen und Ereignisse in der sozialistischen Landwirtschaft zu ihrem Bildgegenstand erklärt und mit ihren Kunstwerken entweder die Agrarpolitik bestätigt oder auf die Widersprüche bei der Umgestaltungen auf dem Lande reagiert.

Ein beachtlicher Teil der ausgestellten Kunstwerke beziehen sich auch auf ländliche Gegenden in und um Mecklenburg-Vorpommern. In der Ausstellung bekommt der Besucher eine Ahnung von den persönlichen Motiven der Maler und erfährt mehr über Vorbilder, Freundschaften und dem Widerspruch zwischen dem Sich-Niederlasssen und dem Hinausgehen in die Welt. Gezeigt werden Arbeiten u.a. von Erich Fraaß, Günter Horn, Heide-Marlis Lautenschläger, Paul Michaelis, Gabriele Mucchi, Curt Querner, Dieter Rex, Wolfgang Wegener und Walter Womacka.

Mit den Kunstwerken des Kunstarchivs Beeskow im Kulturhaus Mestlin werden aber nicht nur deren Potentiale für eine tiefergehende Vergegenwärtigung von Geschichte an einen historisch passenden Ort aktiviert, sondern mit der Ausstellung auch die großzügige Struktur und Funktionalität des Kulturhauses optimal präsentiert. Die wechselvolle Geschichte des Hauses selbst spricht für die Galerienutzung mit Kunstwerken aus den Beständen der Parteien und Massenorganisationen der DDR, da in dem Kulturhaus das „künstlerische Volksschaffen“ immer eine zentrale Rolle spielte. In der Weise also, wie die Werke aus dem Kunstarchiv Beeskow einen sozial- und alltagsgeschichtlichen Kontext zum Verständnis des DDR-Kunstsystems eröffnen, sollten auch die Widersprüche einer staatlich initiierten und alimentierten kulturellen Erziehung in der DDR nicht in Vergessenheit geraten.

Kuratoren: Simone Tippach-Schneider in Zusammenarbeit mit Tilo Köhler


Herbert Bergmann-Hannak, Volksgut Blankenfelde, 1958, Öl auf Karton


Werner Haselhuhn, Traktoristen, 1970/71, Öl auf Hartfaser


Dieter Rex, Erntelandschaft, 1987, Öl auf Hartfaser

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