Kunstarchiv Beeskow

24 Jun

Das Kunstarchiv Beeskow wurde 2002 durch ein Verwaltungsabkommen der Länder Mecklen-burg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin gegründet. Träger der Einrichtung ist der Land-kreis Oder-Spree. Das Kunstarchiv hat seinen Sitz auf der Burg Beeskow, seit 1993 Bildungs-, Kultur- und Musikschulzentrum des Landkreises.

Zum Bestand des Beeskower Kunstarchivs zählen rund 23.000 Objekte, vor allem Gemälde, Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarelle, aber auch Fotografien, Plastiken, Keramik, Kunst-gewerbe und Medaillen aus dem Besitz der ehemaligen Parteien, Massenorganisationen, des Magistrats von Berlin und des Kulturfonds der DDR. Vor 1989 waren diese Objekte in öffentli-chen Gebäuden in allen Bezirken der DDR zu finden. Die Entstehungsgeschichten der Bilder sind vielgestaltig, sie entstanden im Auftrag oder in künstlerischen Wettbewerben. Andere Werke kamen als Ankäufe oder Schenkungen in den Besitz der politischen Massenorganisati-onen.

1990 wurden diese Kunstwerke durch die Treuhand gesichert und an verschiedenen Orten in Berlin gesammelt. Interessierte öffentliche Galerien und Museen erhielten ein Zugriffsrecht und sortierten mit dem Blick auf das eigene Sammlungskonzept einzelne Werke aus dem „Sonder-vermögen“ aus. 1994 erwirkten die Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern bei der Treuhandanstalt Berlin die Übergabe der Kunstwerke. Das „Sondervermögen“ ging nach dem Fundortprinzip in das Eigentum der jewei-ligen neuen Bundesländer über. Der Kunstbestand der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin kam in einen ausgebauten Speicher nach Beeskow, während die Kunstbestände von Sachsen vom Kunstfonds des Freistaates Sachsen in Dresden verwaltet, die Bestände von Sachsen-Anhalt in Halle und die Bestände von Thüringen in Meiningen auf-bewahrt werden.

In dem Verwaltungsabkommen über den Betrieb des Archivs hat sich das Land Brandenburg verpflichtet, die Voraussetzungen für die wissenschaftliche Erschließung und Veröffentlichung des Archivbestandes zu schaffen. Über grundsätzliche Angelegenheiten entscheidet ein Kura-torium, in dem jedes Land jeweils einen Sitz und eine Stimme hat. Dort hatte man sich auf den neuen Namen „Kunstarchiv Beeskow“ geeinigt und einen Beirat berufen, der das Kuratorium zu Projekten, Partnern und Perspektiven fachlich berät.

Kunstarchiv Beeskow
Leiterin Dr. Ilona Weser
Rudolf-Breitscheid-Str. 7
15848 Beeskow
T: (03366) 35 14 00

www.kunstarchiv-beeskow.de

Das Musterdorf Mestlin und sein Kulturhaus

24 Jun

Das Kulturhaus der kleinen Gemeinde Mestlin, im Mecklenburg-Vorpommerschen Landkreis Parchim gelegen, wird Ort der Ausstellung „Ein weites Feld. Die Landwirtschaft in der Malerei der DDR“ sein.

Das Kulturhaus Mestlin, ein imposanter neoklassizistischer Bau, ist Zentrum eines Gebäudeensembles, das infolge der Planung eines sozialistischen Musterdorfs in den Jahren 1952 bis 1959 in Mestlin entstand. Anfang der 1950er Jahre gab es in der DDR das Bestreben nach einer Bodenreform, die auch einen Paradigmenwechsel in der Dorfplanung herbeiführen sollte. Dörfer sollten weniger von der bäuerlichen Landwirtschaft und einer Abgrenzung zu städtischen Bauformen geprägt sein, als vielmehr die Angleichung von ländlichen und städtischen Verhältnissen verkörpern.

In Musterdorfplanung spielte die Dorfmitte eine wichtige Rolle: Hier war ein repräsentativer Festplatz vorgesehen, der von öffentlichen Gebäuden und Wohnblöcken umgeben wird. Ein symbolträchtiges Kulturhaus sollte als Zentrum für die Bewohner des Dorfes und der umliegenden Ortschaften dienen. In Höhe und Baumasse sollte es alle anderen Bauten in den Dörfern übertreffen und auf diese Weise seiner Repräsentationsfunktion gerecht werden.

Von den zahlreichen Musterdörfern, die auf den Reißbrettern der Architekten der DDR entstanden, wurde einzig Mestlin realisiert – ein Prestigeprojekt der SED. In den Folgejahren wurde der Bau von Musterdörfern wegen Geldknappheit eingestellt.

In Mestlin beherrscht das monumentale zweigeschossige Kulturhaus am großflächigen Marx-Engels-Platz den Ortskern. Zum Gebäudeensemble gehören weiterhin eine Schule, ein Kindergarten, ein Landambulatorium und Wohnbauten. Der Mestliner Komplex steht seit 1977 als wertvolles kulturelles Erbe der DDR unter Denkmalschutz.

Das Kulturhaus Mestlin wurde am 19. Oktober 1957 nach knapp vierjähriger Bauzeit eingeweiht und avancierte in den folgenden Jahren zu einem blühenden Ort für kulturelle Veranstaltungen. In DDR-Zeiten kamen neben den Dorfbewohnern von Mestlin auch zahlreiche Gäste aller Altersgruppen aus den angrenzenden Gemeinden, um an den wöchentlichen Diskotheken, Konzerten, Theater- und Filmveranstaltungen, sowie an Hochzeiten und Erntefesten, teilzunehmen. Weiterhin gab es in dem modern ausgestatteten Gebäude ein Standesamt, Versammlungsräume und eine Bibliothek, die den Besuchern bis 1990 zur Verfügung standen. Die politische Wende setzte dem lebendigen Kulturzentrum vorerst ein abruptes Ende. Zwar wurde das Haus noch kurze Zeit für eine Großraumdisko genutzt, jedoch hinterließ der letzte Betreiber den Ort verwahrlost und ausgeräumt, sodass es ab 1996 erst einmal ruhig wurde.

Seit 1997 setzte sich ein Förderverein für die Rettung des Kulturhauses ein. Die Renovierung des ehemaligen sogenannten Gummisaals konnte über diese Initiative verwirklicht werden. Mangels finanzieller Mittel mussten weitere Pläne für die Wiederinstandsetzung des Baus jedoch 2003 zunächst auf Eis gelegt werden.

Erst nach vier Jahren, in denen das Kulturhaus wieder still lag, wurde 2008 der Verein „Denkmal Kultur Mestlin“ e.V. gegründet. Da der Gemeinde Mestlin keine finanziellen Mittel für den Erhalt des Gebäudeensembles um den Marx-Engels-Platz zur Verfügung stehen, hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht hat, das Kulturhaus als auch die umliegenden Gebäude des Musterdorfkomplexes, von denen einige seit geraumer Zeit leer stehen, wieder in Stand zu setzen und dem ehemals attraktiven Kulturort neues Leben einzuhauchen. In diesem Rahmen soll auch die Ausstellung „Ein weites Feld. Die Landwirtschaft in der Malerei der DDR“ dazu beitragen, das Kulturhaus und Mestlin wieder zu einem Anziehungspunkt in der Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns zu machen.

www.denkmal-kultur-mestlin.de

Die Wanderausstellung

24 Jun

11. Juli bis 29. August 2010 – Kulturhaus Mestlin

„Ich könnte stundenlang zuschauen, wie Mähdrescher das Getreide in sich aufnehmen und sich die Landschaft und ihre gelb-tonigen Farben ändern“, schrieb 1979 der in Bad Frankenhausen geborene Maler Werner Haselhuhn. Er gehört zu den 23 Künstlern, deren Werke ab 17. Juli 2010 in einer Ausstellung des Kunstarchivs Beeskow im Kulturhaus Mestlin zu sehen sind. Jedes dieser Kunstwerke hat seine Geschichte, in der sich verschiedene Bedeutungsschichten überlagern: das Leben des Künstlers, die Entwicklungen auf den Dörfern seit 1945, die Bestimmung des Bildes nach seiner Fertigstellung und seine Nutzung bis in die Gegenwart. Die Ausstellung präsentiert die Kunstwerke und ihre Geschichten, sie ermöglicht Kunstbetrachtungen vor dem Hintergrund der Agrargeschichte in der DDR. Im September 1945 wurden auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone sämtliche Großgrundbesitzer mit über 100 Hektar Land, aber auch Eigentümer kleinerer Ländereien entschädigungslos enteignet und ein Teil der Agrarflächen an Landarbeiter, Kleinbauern und Neusiedler verteilt. Seither hatten zwei Künstlergenerationen die Beziehungen und Ereignisse in der sozialistischen Landwirtschaft zu ihrem Bildgegenstand erklärt und mit ihren Kunstwerken entweder die Agrarpolitik bestätigt oder auf die Widersprüche bei der Umgestaltungen auf dem Lande reagiert.

Ein beachtlicher Teil der ausgestellten Kunstwerke beziehen sich auch auf ländliche Gegenden in und um Mecklenburg-Vorpommern. In der Ausstellung bekommt der Besucher eine Ahnung von den persönlichen Motiven der Maler und erfährt mehr über Vorbilder, Freundschaften und dem Widerspruch zwischen dem Sich-Niederlasssen und dem Hinausgehen in die Welt. Gezeigt werden Arbeiten u.a. von Erich Fraaß, Günter Horn, Heide-Marlis Lautenschläger, Paul Michaelis, Gabriele Mucchi, Curt Querner, Dieter Rex, Wolfgang Wegener und Walter Womacka.

Mit den Kunstwerken des Kunstarchivs Beeskow im Kulturhaus Mestlin werden aber nicht nur deren Potentiale für eine tiefergehende Vergegenwärtigung von Geschichte an einen historisch passenden Ort aktiviert, sondern mit der Ausstellung auch die großzügige Struktur und Funktionalität des Kulturhauses optimal präsentiert. Die wechselvolle Geschichte des Hauses selbst spricht für die Galerienutzung mit Kunstwerken aus den Beständen der Parteien und Massenorganisationen der DDR, da in dem Kulturhaus das „künstlerische Volksschaffen“ immer eine zentrale Rolle spielte. In der Weise also, wie die Werke aus dem Kunstarchiv Beeskow einen sozial- und alltagsgeschichtlichen Kontext zum Verständnis des DDR-Kunstsystems eröffnen, sollten auch die Widersprüche einer staatlich initiierten und alimentierten kulturellen Erziehung in der DDR nicht in Vergessenheit geraten.

Kuratoren: Simone Tippach-Schneider in Zusammenarbeit mit Tilo Köhler

Die Einladung

24 Jun

Hiermit lade ich euch offiziell und besonders herzlich zur Eröffnung am 10. Juli ein.